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Fürstliche Steueroase: Bismarcks kassierten 2.2 Mio. euro

Fürstliche Steueroase: Bismarcks kassierten 2.2 Mio. euro

Aumühle (Schleswig-Holstein) – [–>Es ist ein Wald der Steuer-Millionen. Schon seit mehr als 150 Jahren ist der Sachsenwald im Familienbesitz der Bismarcks. Der Forst vor den Toren Hamburgs ist für die Fürsten-Familie „gemeindefreier“ Privatgrund. Und dies ermöglicht seinem Besitzer Gregor von Bismarck (60), Millionen zu kassieren.

Das Geschäft brummt nicht nur mit dem Holz aus dem Wald oder der frischen Luft, sondern mit Steuereinnahmen, die der Ururenkel des legendären „Eisernen Kanzlers“ Otto von Bismarck (von 1871 bis 1890 erster Kanzler des Deutschen Reichs) dort von angemeldeten Firmen einstreichen kann.

Doch wie hoch sind die Einnahmen, die die Bismarcks bisher mit ihrem Sachsenwald kassieren konnten?

Eine Antwort darauf ergab jetzt eine Kleine Anfrage von SPD und FDP, die an das Finanzministerium der schwarz-grünen schleswig-holsteinischen Landesregierung in Kiel gestellt wurde, die BILD vorliegt. Danach nahmen die Bismarcks in den vergangenen Jahren über 2,6 Millionen Euro durch ihre Gewerbesteuern ein.

Die Waldhütte von Gregor von Bismarck liegt Mitten im Sachsenwald und ist nur schwer zu erreichen

Die Waldhütte von Gregor von Bismarck liegt Mitten im Sachsenwald und ist nur schwer zu erreichen

Foto: JAN-HENRIK DOBERS/BILD

Nach Abzug blieben 2,271 Mio Euro

Waren es von 2017 bis 2019 lediglich 4154 Euro Gewerbesteuer, kamen 2020 bereits satte 671.083 Euro dazu. Und 2021 404.698 Euro und 2022 nochmals 404.509 Euro. 2023 stieg die Summe dann auf mehr als 1,157 Millionen Euro.

Nach Abzug der Gewerbesteuerumlage an die Landeskasse (insgesamt 230.459 Euro) und an den Bund (insgesamt 139.277 Euro), flossen so insgesamt über 2,271 Millionen Euro in die fürstlichen Kassen. Darüber berichtete zunächst die „Lübecker Nachrichten“.

Christopher Vogt (40, FDP):

Christopher Vogt (40) ist Vorsitzende der FDP-Landtagsfraktion

Foto: Axel Heimken/dpa

„Wirtschaftswunder im Sachsenwald“

Der Vorsitzende der FDP-Landtagsfraktion, Christopher Vogt (40), zu BILD: „Bei der Entwicklung der gezahlten Gewerbesteuern muss man fast schon von einem kleinen Wirtschaftswunder im Sachsenwald sprechen. Auch wenn dieses Modell rechtlich nicht zu beanstanden sein mag, finde ich es äußerst befremdlich, dass hier auf einem gemeindefreien Privatgrundstück Gewerbesteuern erhoben werden können, die größtenteils bei der privaten Forstgutsverwaltung landen.“

Und weiter: „Es ist doch auch offenkundig, dass die in der abgelegenen Waldhütte gemeldeten Firmen dort nicht alle tätig sein können.“

Mehrere Briefkästen sind an der Holzhütte angebracht

Mehrere Briefkästen sind an der Holzhütte angebracht

Foto: ZDF

Schlupfloch lässt das Geschäftsmodell zu

▶ Ermöglicht wird dieses Geschäft durch ein – vollkommen legales – Steuer-Schlupfloch: Firmen und Unternehmen, die in dem „gemeindefreien Gebiet“ der Bismarcks angemeldet sind, müssen auch nur dort ihre Gewerbesteuern zahlen. Der Sachsenwald ist also so etwas wie eine eigene, kommunale Verwaltungseinheit und da werden die Steuer schließlich an die Bismarcks gezahlt.

Ein im Jahr 1958 von den Bismarcks festgelegter Gewerbesteuerhebesatz macht den Sachsenwald finanziell für die Unternehmen interessant: Denn in dem dortigen gemeindefreien Wald liegt er bei 275 Prozent. Im angrenzenden Hamburg müssen die Firmen 470 Prozent zahlen.

Seit 2016 sollen sich mindestens 21 Firmen abseits befestigter Straßen, mitten im Wald, in einer einzelnen reetgedeckten Holzhütte angesiedelt haben.

▶ Aufgedeckt hat das Steuer-Schlupfloch die Plattform „FragDenStaat“, hinter der eine gemeinnützige Organisation steht. Nach den Recherchen des Portals dient die abgelegene Hütte im Sachsenwald keinesfalls als echter Sitz einer Firma, sondern lediglich als reine Briefkasten-Adresse.

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