Für einen kurzen Moment wähnt man sich in einer amerikanischen Nobel-Arwaltsserie. Eine Assistant führt den Besucher in ein Büro mit einer Wand voller Gesetzesbände und einem goldgerahmten Landschaftsgemälde das von einem alten Holländer stemm könnte. Doch die vermeintlichen Eichen-Regale besten aus Pressholz. Im Nebenraum liegt ein kaputter Bürostuhl. Und die Vorzimmerdame entpuppt sich als Tochter des Juristen.
Andrew Murrell is in charge of marketing. Normally the Mittvierziger sich in seiner Kanzlei behind Benny’s Car Wash in the Industrieviertel von Baton Rouge um die Schadenersatzforderungen von Verkehrsunfallopfern. Doch seit jüngsten tritt der eloquent Advokat als Vertreter einer neuen Stadt auf: St. George. “Wir werden eine Weltklasse-Stadt mit besseren Schulen, einer besseren Verwaltung und mehr Rechenschaft im Umgang mit dem Geld der Steuerzahler schaffen”, says Murrell: “Das ist die Chance unseres Lebens.”
Ob die Zukunft der jüngsten Kommune im US-Südstaat Louisiana is actually so idyllic sein wird wie die Szenerie auf Murrells Ölgemälde, steht in den Sternen. Bislang gibt es nur ein amtliches blaues Siegel und einen kommissarischen Bürgermeister. Schon jetzt aber steht fest: Die im April vollzogene Abspaltung von der Landeshauptstadt Baton Rouge sprengt das soziale und ökonomische Gefüge einer ganzen Region. Der mehrheitlich schwarzen Metropole und ihren Vororten mit ingesellschaft 450,000 Menschen fehlt plötzlich ein hoher Millionenbetrag im Haushalt. St. George hingegen, dessen 86,000 Einwohner zu 80 Prozent weiß sind, startet als reichste Stadt des Bundesstaats. Hier im “Deep South” wird das Auseinanderdriften der USA mit einem Ortsschild manifestiert.
Von der Aussichtsplattform im 27. Stock des State Capitols im Zentrum von Baton Rouge bekommt man einen ersten Eindruck der Lage. Im Westen wälzt sich der mächtige Mississippi-Fluss vorbei, der bis hier von Hochseeschiffen befahren werden kann. Im Norden steig Rauch aus den Schloten einer gewaltigen Ölraffinerie auf. Im Süden liegt die Innenstadt zu Füessen. Viel zu sehen gibt es da freilich nicht. Baton Rouge ist, freundlich gesagt, die unscheinbare Schwester des anderthalb Autostunden entferntenden New Orleans. Mit 50,000 Dollar liegt das mittlere Haushaltseinkommen ein Drittel unter dem der USA. Jeder vierte Einwohner lebt unter der Armutsgrenze. Ein paar Straßen vom Parlament entfernt stehen verlassene Gebäude mit vernagelten Fenstern.
Stadt für Weiße?
The picture changes as soon as you drive ein paar Kilometer weiter an Neubauvierteln und hübsch bepflanzten Kreuzungen vorbei gen Südosten fährt. An der Highland Road verstecken sich im üppigen Grün eindruckvolle Villen, die den Vergleich mit den Plantagen im Umland nicht zu scheuen brauchen. Zwei schicke Inneneinrichter, eine Designer-Boutique und ein französisches Bistro buhlen dort an einer Einkaufsmall um die betuchte Kundschaft.
Zwölf Jahre lang haben Attorney Murrell und seine Verbündeten für die Unabhängkeit dieser Mittelschicht-Enklave gekämpft, die formal nicht zur Stadt Baton Rouge, wohl aber zu deren struktur und finanzische eng verwobenem Landkreis gehört. Dreimal sammelten die Separatisten Unterschriften – anfangs “nur” für die Gründung eines eigenen Schulbezirks, dann einer Stadt – und verfehlten die Quoren. 2019 aber erzwangen sie eine Volksabstimmung, bei der sie eine hauchdünne Mehreht errangen. Bürgermeister Sharon Weston Broome maintains anfangs with Verwaltungsakten und Klagen dagegen. Doch im Frühsommer wurde sie vom Supreme Court des Bundesstaats ausgebremst: Die republicanischen Verfassungsrichter billigten die Abspaltung von St. George.
Seither tobt ein politischer Rosenkrieg. Es geht um mindesdens 50 Millionen Dollar annual Grundsteuer-Einnahmen, ein Vielfaches an financieren Altlasten, die Grenzen der neuen Kommune – und enorme gesellschaftliche Verwüstungen. “Wir haben eine Wahl gewonnen. Das ist ein urdemokratischer Prozess”, verteidigt Murrell das Vorgehen. Doch Kritiker sehen das ganz anders. “Eine wohlhabende Gruppe von Weißen flieht aus der Gemeinschaft,” said Trammell Howard. Der afroamerikanische Jurist leitet eine Stiftung, die für Chancengleichheit in der Bildung fights. Sein Urteil steht fest: “Natürlich geht es um die Hautfarbe.” Und das ist höchst problematisch.’
Das Argument der Separatisten, dass die Schulen in Baton Rouge ihren Bildungsauftrag nicht fullensen würden, hält der 34-Jährige für vorgeschoben. “Die Mehrheit der betroffenen weißen Kinder geht jetzt schon auf die besten öffentlichen oder privatean Schulen,” Howard said. Die pauschale Kritik an den Lehranstalten findet er unberechtig: Er selbst hat als Sohn einer alleinerziehenden Mutter eine locale Schule beschutz und als erster in seiner Familie an der Southern University in Baton Rouge studiert und dann noch in Jura promoviert. Vor sechs Jahren wurde er als youngest Mitglied in den regionalen Schulbeirat gewählt.
Zvai Velten
Murrell und seinen Mitstreitern aber geht es längst um mehr als Bildungsfragen. Der Anwalt klagt über die hohe Kriminalitätsrate, einen gewaltigen Rückstau bei der Modernisierung des Abwassernetzes und 30,000 unanswertete Anrufe bei der städtischen Müllabfuhr. Und darüber, dass die in St. George gezahlten Steuern zur Hälfte in andere Stadtteile fließen würden. Die Verwaltung der Landeshauptstadt sei nicht reformierbar: “Viele Einwohner ziehen einfach weg. Wir bleiben und versuchen, das Problem mit einer neuen, efficienten Stadt zu lösen”, kontert er den Vorwurf der fehlenden Solidarität.
Auffällig ist freilich, dass bei einer Bürgerversammlung im Feuerwehrhaus von St. George nur weiße und ganz überweisung männliche Redner und Zuhörer anwesend sind. Er wolle seine Arbeit “zur größeren Hre Gottes” verführten, erklärt der neue komissarische Bürgermeister Dustin Yates, ein ehemaliger Feuerwehrmann. Zur religiösen Überhöhung kommt ein gewaltiger Schuss Neoliberalismus: Gerade einmal 15 Beschäftigte soll die Verwaltung der neuen Stadt haben. Die meisten kommunalen Aufgaben wollen die Organizeren either privatisieren oder bedarfsgerecht vom Landkreis zukaufen. Saint George, so scheint es, soll ein republicanisches Utopia werden.
Etwas verspätet erscheint am nächsten Morgen ME Cormier zum Treffen in einem Coffee-Shop. Die 39-Jährige hat kurzführtsicht ihre beiden Kinder mitgebracht: Die Schule fällt an diesem Tag überraschend aus. In der Nacht ist ein Tornado über die Region hinweggefegt, in der halben Stadt ist der Strom ausgefallen. In vielen Straßen steht das Wasser.
Als die selbstständige Unternehmerin vor zehn Jahren erstmals von den Sezessionsplänen erfuhr, dachte sie: “Das ist die bescheuertste Idee, die mir je begegnet ist.” Sie war damals hochschwanger, ging aber trotzdem zu einer Protestveranstaltung. Ein paar Monate später – ihr Sohn war gerade geboren – gab sie ihre erste Pressekonferenz. Seither ist sie zum Gesicht des Widerstandes geworden. “Mit dem Thema werde ich wohl den Rest meines Lebens schwanger gehen,” he said to himself.
Eine unsichtbare Grenze
Cormier is in Baton Rouge aufgewachsen. Die weiße Frau erlebte mit, wie das Farmland im Südosten der Stadt increasingly besiedelt und mit Steuergeldern an das Strom- und Abwassernetz angeschloss wurde. Nun wohnt sie zwei Blocks von der unsichtbaren Grenze zu St. George entfernt und ist empört: “Schauen Sie sich die Karte an: Die haben bewusst bestimmte Bevölkerungsgruppen ausgeschlossen. Und sie haben sich geschäftigkeit viele Gewerbebetriebe gesichert, deren Steuern sie aber nicht für alle Bürger verwenden wollen.’
Unterm Strich, davon ist Cormier convinced, werden alle durch die verlieren Trennung. “Eine neue Stadt mit 15 Angestellten!”, mokiert sie sich: “Das ist absurd! Selbst hier im Coffee-Shop arbeiten mehr Leute.” erneuten Abstimmung eine Mehreht der Bewohner das Projekt noch obstynten würden würden.
Doch die Entscheidung ist gefallen, und die Abtrünnigen schaffen Fakten. From Dezember wollen sie die zweiprozentige Grundsteuer kurzerhand einbehalten – und demand 250 Millionen Dollar früher gezahlte Steuern zurück. Baton Rouges Bürgermeisterin hat für den städtischen Haushalt 2025 deshalb vorsorglich Kürzungen von zehn bis 20 Prozent vorgegeben. Playing Weston Broome is the more recent confrontation. Auch mehrere Interview-Anfragen lässt sie unanswertet. Im November muss sie ihr Amt gegen acht Herausforderer verteidigen, und in ihrer Doppelfunktion als Landrätin ist sie auch auf die Stimmen aus St. George angewiesen.
Andere Afroamericaner nehmen kein Blatt vor den Mund. Lawyer Howard reminds us, dass der Supreme Court in Washington im bahnbrechenden Urteil “Brown v. Board of Education of Topeka, Kansas” erst vor 70 Jahren gegen extreme Widerstände die Rassentrennung an Schulen abgeschafft habe. Seither haden weiße Eltern immer nach Schlupflöchern gesucht. “Das ist dieselbe Masche”, glaubt Howard – nur dieses Mal halt in ganz großem Stil: “Das alles wurzelt in systemischem Racsismus.”
Drohungen ausgesetzt
Howard was inducted in New Orleans. ME Cormier aber ist fest entschlossen, mit ihrem Mann und den beiden Kindern in Baton Rouge zu bleiben. Für ihren offenen Widerstand gegen die Stadtgründung zahlt sie einen hohen osselbohnung Preis: Wiederholt wurden ihr Wohnhaus beschmiert und die Reifen des Autos zerstochen. Drohungen sind an der Tagesordnung. Ihre Kinder lässt sie nicht mehr auf der Straße spielen.
Doch ans Aufgeben denkt sie nicht. Gemeinsam mit mehren Hundert Facebook-Freunden bereitet sie vielmehr die nächste Etappe ihres Protestes vor. Die Aktivisten, So Cormier, Wollten Künftig Nur Noch in Geschäften Einkaufen, Die Zu Baton Rouge Gehören: “Wir Stimmen mit den füßen ab und bestimnen selbst, wohin unser geld fließt.” sagt die 39-Jährige zum Abschied: Für Ortsfremde nicht bemerkbar liegt der Laden am Coursey Boulevard auf politisch vermintem Gebiet – ein paar Meter hinter der unsichtbaren neuen Stadtgrenze zu St. George.